Traurige Trophäen?
Photographie als Resonanz des Vergänglichen.
2009-2021, Analoge und digitale Photographien, Lichtobjekte
Was zeigt sich über den Impuls des Festhaltens? Dieser Frage gehe ich anhand des Mediums Photographie nach. Der Mensch hinter der Kamera versucht die Flüchtigkeit des Seins festzuhalten und ist gleichzeitig selbst Teil des vergänglichen
Spektakels. Ein Dasein als solches, so leben als ob es den Tod nicht gäbe, ein
Leben „als ob niemand wüsste“: Unschönes wird ideal verzerrt. Die
Verdrängung des Todes zugunsten des Lebens wird als zentraler
Kraftaufwand gegenwärtiger Gesellschaftsverhältnisse betrachtet. Dieser scheint mit dem Photoapparat in einem
direkten Zusammenhang zu stehen. Photographien suggerieren die Bewahrung des Augenblickes: Ließe sich
demnach jedes Auslösen als ein Festhalten am Leben verstehen? Festhalten
und versuchen der existenziellen Begrenztheit zu entkommen, aber dadurch erst recht den
visuellen Beweis für die eigene Vergänglichkeit erschaffen? Die sich laufend erweiternde Sammlung Traurigen Trophäen sind festgehaltene Kompositionen aus Formen, Flächen, Lebewesen, Farben, Stoffen, Objekten und Zeit; sie birgen gleichermassen einen ästhetischen Reiz sowie eine damit in Dissonanz befindliche Erzählung: Geschichten von Einsamkeit in anästhetischen Verhältnissen, vom Dasein zwischen Arbeits- und Freizeitverpflichtungen. Sie geben Einblicke in gesellschaftliche Verhältnisse, die einen permanent in Atem halten: notorisch, rastlos gefangen. Bilder der Kontemplation aus einer Gegenwart mit Todesverdrängung als politisches Programm.
Aus Zeit und Raum, der Spannung zwischen ästhetischen Kraftfeldern und angedeuteten Narrativen und Biographien des Bildes wird Bewusstsein für vanitas erzeugt, die Absurdität des Lebens in Grellheit. Das Dasein an sich ist in aller Erhabenheit auch eine Ungeheuerlichkeit, wenn man es näher betrachtet. Die Vorstellungskraft kann dadurch ihres Willens zum Festhalten überführt werden und an die existenziell begrenzte Lebenszeit und das eigene Vergehen erinnern und vergessen in einer Welt, die verdrängen will.
Traurigen Trophäen ist die namensgebende, künstlerische Grundlage meiner Dissertation (Traurige Trophäen? Photographie als Resonanz des Vergänglichen. Ein Drama in fünf Akten. Universtität für angewandte Kunst Wien), welche den Prozess des Festhaltens im ästhetisch-narrativen Spannungsfeld und im Kontext der Existenzanalyse zum Thema hat.
Sad Trophies?
Photography as resonance of the ephemeral.
2009-2021, Analog and digital photographs, lightobjects
What is revealed through the impulse to hold on? I pursue this question through the medium of photography. The person behind the camera tries to capture the fleetingness of existence and at the same time is herself part of the transient spectacle. An existence as such, living as if death did not exist, a life "as if no one knew": the unattractive becomes ideally distorted. The repression of death in favor of life is seen as a central effort of contemporary social relations. This seems to be directly related to the camera. Photographs suggest the preservation of the moment: could every release therefore be understood as a holding on to life? Holding on and trying to escape existential limitations, but thereby creating visual proof of one's own transience? Traurigen Trophäen are compositions of forms, surfaces, living beings, colors, materials, objects and time; they hold an aesthetic appeal as well as a narrative in dissonance with it: Stories of loneliness in anesthetic conditions, of existence between work and leisure obligations. Insights into social conditions that keep one permanently in suspense: notoriously, restlessly caught. Images from a present with death repression as a political program.
From time and space, the tension between aesthetic force fields and implied narratives and biographies of the image, awareness of vanitas is generated, the absurdity of life in garishness. Existence in itself, for all its sublimity, is also a monstrosity when viewed more closely. Imagination can thereby be convicted of its will to hold on, reminding us of the existentially limited time of life and of our own passing in a world that wants to suppress.
Sad Trophies is the eponymous, artistic basis of my dissertation (Sad Trophies? Photography as Resonance of the Ephemeral. A drama in five acts. University of Applied Arts Vienna), which deals with the process of holding on in the aesthetic-narrative field of tension and in the context of existential analysis.







































